Kulturpolitik in Thüringen
Praktiken – Governance – Netzwerke
Kaum ein Politikfeld ist so vielfältig, symbolisch besetzt und normativ aufgeladen wie die Kulturpolitik. Im kooperativ-föderalistisch organisierten deutschen Bundesstaat sind es die Länder, die formal die Hauptverantwortung über das kulturelle Leben sowie den Erhalt und die Gestaltung der bestehenden Kulturinfrastruktur. Bislang liegen leider nur wenige politikwissenschaftliche Studien über dieses Politikfeld vor.
Im Rahmen meiner Dissertation widmete ich mich dem selbsternannten “Kulturland Thüringen”. Die im transcript Verlag auch in der Open Access-Version erschienene Publikation Kulturpolitik in Thüringen. Praktiken – Governance – Netzwerke bestätigt, bestärkt, präzisiert und stützt empirisch wesentliche Befunde der Polemik Der Kulturinfarkt (Haselbach et al. 2012), in der die Autoren den unmittelbar bevorstehenden Kollaps der Kulturpolitik diagnostizieren und über die ein heftiger öffentlich-medial ausgetragener Streit entbrannte. M1eine Politikfeldanalyse führt zu der Erkenntnis: Die Landeskulturpolitik in Thüringen befindet sich in einer systemimmanenten Sinn- und Strukturkrise.
Ausgehend von einer Dokumentenanalyse und den Ergebnissen leitfadengestützter Experteninterviews und einer quantitativen Netzwerkerhebung unter kulturpolitischen Akteuren zielt die Forschungsarbeit darauf ab, die inhaltliche Gestaltung des Politikfelds (policy) zu beschreiben und zu erklären sowie die Effekte der policy aufzudecken. Der theoretische Ansatz des akteurzentrierten Institutionalismus (Mayntz, Scharpf 1995; Scharpf 2006) rahmt die Politikfeldanalyse.


Beitrag MDR Kultur
Jörg Sobiella im Gespräch mit Michael Flohr über die Kulturpolitik in Thüringen, 27.12.2019